Unser 2000m2 grosser Garten wurde in den letzten Jahren von zwei Rasenrobotern "in Schach" gehalten. Doch nicht nur der Garten, auch wir arrangierten uns vor allem mit dem einen starrsinnigen, aber zugegebenermassen auch fleissigen Helfer, den wir Willi nannten. Da Willi prinzipiell täglich arbeiten musste, um die Fläche zu schaffen, waren auch wir gefordert, täglich unsere Plätze wieder freizuräumen. Und wehe, es blieb einmal etwas liegen. Willi machte da keinen Unterschied; er frass alles, egal, ob grün und saftig, oder ob vielleicht ein Buch oder eine Schwimmhilfe. Wie ihr auf oben stehendem Bild seht, war es eine, zwar grüne, aber eben dennoch durchgehende Einöde. Keine Pflanze schaffte es mehr als 4cm in die Höhe.
So entschieden wir im Sommer 2023 den Garten in eine lebendige vielfältige Landschaft umzugestalten. Im Herbst war es dann soweit und der Bagger der Biogärtnerei Neubauer fuhr aufs Gelände.
Unser Garten, so wie wir ihn bei unserem Einzug angetroffen haben und ihn auch während zwei Sommern sehr geschätzt haben. Ein wenig traurig macht es schon, zu sehen, wieviel an Grün wir "verloren" haben. In Übergangszeiten braucht es Zuversicht und Vertrauen.
Auch wir sind nun gefordert, der Natur zu vertrauen. Es wird wieder grün. Und noch mehr: es wird grün und bunt und vielfältig und lebendig.
In einem ersten Schritt wurden sämtliche Gartenplatten entfernt. Ausserdem wurde die Rasennarbe für den neuen Sitzplatz und den Platz für das wechselfeuchte Biotop abgezogen.
Schon am zweiten Arbeitstag wurden die Wege und der Platz mit einem Mergel angefüllt und mit dem "Rüttler" festgestampft. Auch der Teich wurde teilweise schon ausgehoben.
Der Sitzplatz bekommt seine Form mit einer Trockensteinmauer auf der einen Seite und einer Aufschüttung mit Stein und Kies auf der Poolseite, die mediterranen Pflanzen einen passenden Standort gibt. Die alten Gehweg-Platten werden neu verlegt, der Teich wird noch tiefer und erhält eine Kautschuk-Plane als Dichtungsfolie. Ausserdem wird schon unser erster neuer Baum - eine Edelkastanie - gesetzt.
Der neu angelegte Garten ruht nun bis in den März hinein. Was gut für die Natur und das Grundwasser ist, nämlich der nasse Winter, fordert uns hingegen mit Geduld und Vertrauen abzuwarten, bis es trockener und wieder wärmer wird. Die ab Mitte/Ende Februar spriessenden Frühlingskrokusse trösten uns ein wenig über die braun-graue Landschaft hinweg. Die 25 Pflanzenkörbe von der Gemeinde haben den Winter scheinbar gut überstanden. Aber auch sie müssen warten, bis der Boden wärmer und parat ist.
Die Gartenplatten sind verlegt und der Teich füllt sich langsam auf. Es wurde ein Apfelbaum (Berner Rose), eine Säulen-Birne, ein Aprikosenspalier und eine Rambler-Rose gepflanzt. Ausserdem sollen uns ein paar Hainbuchen zukünftig Sichtschutz Richtung Parkplatz bieten.
Es wird nun endlich ein wenig frühlingshafter, das Grün fängt wieder an zu protzen und überhaupt alles reckt und streckt sich. Trotzdem müssen wir uns noch ein wenig gedulden, bis im April die restlichen Stauden in den Boden kommen.
Der Teich hat sich aufgefüllt. Der ausgiebige Regen im Frühjahr hat das von ganz alleine erledigt. Gut so! Ein paar Pflanzen, die den Winter in Töpfen verbringen mussten - vor allem Kräuter -, durften nun in den Boden, bzw. in unsere sogenannten Ruderalflächen, da dort der Boden nicht noch vorbereitet werden musste. Nur schon mit den wenigen Pflanzen und ein bisschen Deko sieht schon alles ganz anders aus. Und natürlich tut die immer grüner werdende Umgebung auch das ihrige dazu, dass es immer einladender ausschaut.
Ruderalflächen sind übrigens offene Flächen, wo der Boden nicht bearbeitet wird. Das können Magerwiesen sein, Steingruben, Baulöcher oder eben, wie in unserem Fall, Schotterhaufen, die keine
weitere Bearbeitung benötigen. Man überlässt solche Flächen der Natur. Und gerade dort siedeln sich viele einheimische Pflanzen an, die sonst üblicherweise gleich wieder weggejätet werden. Solche
Ruderalflure sind selten geworden, sind aber ein Paradies für Kleinstlebewesen, Insekten und Nischenpflanzen.
Auf den 30. April wird unser neu gestalteter naturnaher Garten fertiggestellt. Während zweier Tage werden die Beete gefräst, die Pflanzen eingesetzt und der Schlusskies wird auf den Plätzen und Wegen verteilt. Endlich können wir den Garten bewohnen und uns an den neuen Pflanzen erfreuen. Nun heisst es Geduld haben, bis alles gut eingewachsen ist. Auch der Gemüsegarten steht bereit zur Bepflanzung. Der Teich hat ein paar Kaulquappen aufgenommen und wir sind gespannt über eine Froschpopulation, die hoffentlich den Teich als neue Heimat betrachtet.